Chastity

Möglicherweise hast du schon einmal von Chastity gehört und keine Vorstellung, was dieses Wort aussagen soll und wie es dein Sexleben bereichern könnte. Wörtlich übersetzt bedeutet es Keuschheit.

Im Zusammenhang mit BDSM ist damit allerdings nicht die freiwillige Enthaltsamkeit gemeint. Stattdessen geht es um die Keuchhaltung des devoten Spielpartners. Er muss seine Sexualität völlig dem Willen seines Herrn oder seiner Herrin unterwerfen. Reizvoll ist diese Spielart demnach für beide.

Was ist Chastity?

Für dich als devoten Part eurer Spielbeziehung bedeutet es, dass du nicht mehr frei darüber bestimmen kannst, wann du einen Orgasmus hast und wann nicht. Der Geschlechtsverkehr und die Selbstbefriedigung werden eingeschränkt. Außerdem wirst du deinen Herrn oder deine Herrin um Erlaubnis bitten müssen, wenn du einen Orgasmus haben willst.

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Bist du hingegen der dominante Teil eurer Partnerschaft, kannst du deine Macht über deinen/deine Sub demonstrieren. Du verbietest ihm oder ihr einen Orgasmus zu haben, ohne deine Erlaubnis. Während partnerschaftliche Treue auch in normalen Beziehungen nicht unüblich ist, spielt das Verbot von Selbstbefriedigung eher in einer Partnerschaft mit Machtgefälle eine Rolle.

Die Enthaltsamkeit kann auf zwei Wegen erzwungen werden. Zum einen wird dem unterlegenen Partner einfach der Befehl geben oder es wird eine entsprechende Regel aufgestellt, die eingehalten werden muss. Bei nicht Befolgen gibt es eine Bestrafung. Dies ist der einfachste Weg, der allerdings viel Vertrauen voraussetzt.

Die zweite Möglichkeit liegt in der Verwendung von Hilfsmitteln. Bei Männern Penis- oder Keuschheitskäfige und bei Frauen Keuschheitsgürtel. Ein aktiver Geschlechtsverkehr und Selbstbefriedigung bis zum Höhepunkt sind damit unmöglich.

Was ist das Reizvolle an dieser Praktik?

Das kommt ganz darauf an, ob man der devote oder der dominante Partner in der Spielbeziehung ist.

Der dominante verspürt natürlich besonders viel Macht, wenn er die Sexualität seines Partners kontrollieren kann und dieser völlig von ihm abhängig ist. Vor allem bei einem sehr stark ausgebildeten Sexualtrieb wird die Keuschhaltung schnell zu einer regelrechten Qual und Folter. Damit werden auch sadistische und masochistische Triebe zu einem gewissen Teil befriedigt.

Die Keuschhaltung kann den devoten Spielpartner soweit zähmen, dass er für den Dom alles tun würde. Er erfüllt jeden Wunsch und führt jeden Befehl aus, nur um wieder einmal einen Orgasmus zu bekommen. Für den devoten Partner besteht ein Abhängigkeitsverhältnis, wenn er „verschlossen“ ist und sich keine Befriedigung verschaffen kann. Er wird damit erniedrigt und muss Herr oder Herrin um einen Orgasmus bitten.

Für Paare besteht der Reiz auch darin, dass Treue erzwungen werden kann. Mit Käfig oder Gürtel ist sexueller Betrug nur schwer und eingeschränkt möglich.

Wie wird Chastity im BDSM-Bereich eingesetzt?

Vor dem Beginn muss eine Vereinbarung getroffen werden. Dies gilt besonders, wenn Hilfsmittel eingesetzt werden sollen. Dem devoten Part muss klar sein, dass er völlig ausgeliefert ist, wenn der dominante ihn einschließt und den Schlüssel behält. Die Dauer unterliegt damit ganz dem Belieben des Doms. Bei Fernbeziehungen kann das einen besonderen Reiz ausmachen.

Keuschheitsgurt

Freiwillige Keuschheit lebt hingegen vom gegenseitigen Vertrauen, da spielt die Dauer keine große Rolle. Hält der devote Partner sich nicht an die Vereinbarung, muss er mit einer Strafe rechnen. Keuschheitskäfige und Keuschheitsgürtel sollten möglichst passgenau gekauft oder speziell angefertigt werden, damit sie sich bequem tragen lassen. Billige Modelle können scharfe Kanten aufweisen oder aus Material bestehen, welches Allergien hervorrufen kann.

Wenn ein passendes Modell gefunden ist, sollte der oder die Sub Zeit haben, sich an das Tragen zu gewöhnen. Anfangs wird eine kurze Zeitspanne gewählt. Beide Partner sollten sich auf die Abmachung verlassen können. Der Sub macht keine Versuche, das Schloss zu öffnen, der Dom öffnet es wieder zu dem vorher vereinbarten Zeitpunkt.

Nach einiger Zeit der Gewöhnung können die Zeiträume der Keuschhaltung immer weiter verlängert werden. Möglich ist es auch, die Keuschheit als Strafe für verschiedene Vergehen zu nutzen. Wenn der oder die Sub sich nicht benimmt, wird er oder sie eingeschlossen.

Trotz angelegtem Keuschheitsgürtel oder Keuschheitskäfig können sexuelle Handlungen vollzogen werden, der Sub kann den Dom zum Beispiel oral verwöhnen oder anders zu Diensten sein. Sexuelle Erregung des devoten Parts wird durch den Gürtel nicht verhindert, aber das ist der Reiz an der Sache.

Bei Männern kann ein Käfig auch zu körperlichen Schmerzen führen, wenn sie erregt werden. Für masochistische Subs kann dies genauso gewünscht sein. Es ist sogar trotz Peniskäfig möglich, einen Samenerguss zu haben (Zwangsentsamung), dieser erfolgt dann durch eine Prostatamassage. Die Praktik gehört damit auch in den Bereich Tease and Denial.

Gibt es Risiken bei der Ausübung?

Kommt die Keuschhaltung ohne Hilfsmittel aus, gibt es keine gesundheitlichen Risiken. Aber dafür kann der unterlegene Partner die Enthaltsamkeit schneller brechen, eventuell auch unbemerkt vom dominanten Spielpartner. Es besteht damit für beide ein gewisses Risiko bei Ungehorsam. Auf der einen Seite Enttäuschung, auf der anderen Bestrafung.

Anders verhält es sich, wenn Peniskäfige oder Keuschheitsgürtel verwendet werden. Sind sie nicht gut verarbeitet, kommt es zu Hautreaktionen, Abschürfungen, Druckstellen oder sogar offenen Wunden.

Wichtig ist es deshalb, auf gutes Material zu setzen, das sich leicht reinigen lässt. Am besten eignet sich rostfreier Stahl. Solche Keuschheitskäfige bzw. -gürtel müssen auch nicht zum Duschen oder beim Toilettengang abgenommen werden. Sie sollten jedoch penibel gereinigt werden.

Sinnvoll ist ein täglicher Aufschluss zur gründlichen Reinigung innen und außen.Bei Frauen kann es möglicherweise während der Menstruation schwierig werden, in dieser Zeit sollte der Gürtel dann vielleicht besser abgenommen werden.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass der passive, eingeschlossene Spielpartner unzufrieden werden kann, wenn er zu lange auf einen Orgasmus verzichten muss. Er wird außerdem möglicherweise anhänglicher und der Dom empfindet die Abhängigkeit des Subs als Last.

Fazit:

Wenn du dich für Keuschhaltung interessierst, probiere es einfach aus. Gehe zusammen mit deinem Dom einkaufen und lasse dich von ihm oder ihr für einen bestimmten Zeitraum einschließen, um das Gefühl auszutesten. Wenn es dir gefällt, gibt es keinen Grund, nicht über längere Zeit Peniskäfig oder Keuschheitsgürtel zu tragen. Denke nur immer daran, dass Hygiene wichtig für den Tragekomfort ist. Außerdem beugt es bakteriellen Infektionen vor.

Bist du ein Dom und möchtest die vollständige Kontrolle über die sexuellen Höhepunkte deines Spielpartners, dann schließe ihn ein und erfreue dich an ihrer oder seiner Qual und Bettelei, wenn er oder sie dringend wieder einmal einen Orgasmus will.