Cutting und Branding

Ein ausdrucksstarkes Zeichen setzen: Narben als Körperschmuck

Du sehnst dich nach einer einschneidenden Veränderung, die dich mit lebenslänglicher Sichtbarkeit begleiten wird? Willst Du deinem Partner deine grenzenlose Hingabe beweisen und das Zeugnis deiner Stärke zur Schau stellen? Dann sind Ziernarben vielleicht exakt dein Ding!

Extravagante Bodymodifications: Cutting und Branding

Das Erstellen von Ziernarben auf der Haut (Skarifikation, Skarifizierung) ist nichts für schwache Nerven. Wenn Du kein Blut sehen kannst und es dir schwerfällt den Schmerz loszulassen, ist Skarifizierung für dich ungeeignet. Es erfordert die nötige Leidensfähigkeit, sowie beidseitigen Respekt gegenüber der gewählten Praktik. Immerhin sind Verletzungen solcher Art nicht harmlos und zählen selbst im Reich der Bodymodifikationen zu den extremen Körperkunst-Varianten.

Durch die entsprechende Erfahrung seitens des aktiven Parts und durch die verantwortungsbewusste Nachsorge seitens des Skarifizierten, werden Brandings und Cuttings zu einer pflegeintensiven, aber recht ungefährlichen Praxis. Bist Du allerdings an einem echten, großflächigen Kunstwerk interessiert, führt kein Weg an einem Besuch im professionellen Bodymodifikation-Studio vorbei.

Ein Stück Menschheitsgeschichte: Die Traditionelle Skarifizierung

Das Erschaffen von Ziernarben hat in einigen afrikanischen Kulturen eine jahrhundertelange Tradition. Zumeist repräsentieren die Ziernarben den sozialen Status, die Stammeszugehörigkeit und die Fertilität (Fruchtbarkeit) der Träger und Trägerinnen.

In Ozeanien spielt hingegen die religiös motivierte Skarifizierung eine weitaus größere Rolle. In Papua-Neuguinea, in der Region des Mittelsepik, schmücken sich die jungen Stammeskrieger mit dem „Biss des Krokodils“, um der Gemeinschaft ihren Kriegserfolg und Heiratswillen zu demonstrieren.

Als wäre eine Brautschau an sich nicht umständlich genug, ertragen die jungen Männer den schmerzhaften Initiationsritus mit Stolz. Ihr Glaube daran, mit den schuppenähnlichen Vernarbungen die Kraft des Tieres in sich aufzunehmen, inspiriert sie dazu die Skarifizierung in Trance zu ertragen.

Die stundenlange Prozedur des rituellen Schneidens wurde traditionell mit einem geschärften Silex (Feuerstein) durchgeführt. Heutzutage wird bevorzugt von Rasierklingen Gebrauch gemacht. Was sich nicht verändert hat, ist das Eintragen von Substanzen in die Wunde. Asche, zerriebene Pflanzenteile und Tonerd wirken antiseptisch und sorgen für Vernarbungen mit einem erhöhten Anteil von Bindegewebe.

Was passiert beim modernen Cutting?

Cutting ist eine erprobte Form der Skarifizierung, bei welcher das Resultat (mit sorgsam ausgeführter Nachsorge) am leichtesten vorherzusagen ist.

Zuerst wird deine Hautoberfläche gründlich desinfiziert und das gewünschte Motiv aufgetragen. Dies kann auf zwei Arten geschehen.

Zum einen kann der Künstler das Design direkt auf deiner Haut vorzeichnen und individuell anpassen, zum anderen kommen für komplexe Motive Schablonen zum Einsatz, die eine detailgenaue Übertragung ermöglichen. Danach wird mit einem Skalpell gearbeitet, welches eine außerordentlich präzise Handhabung erlaubt. Durch die Technik der Hautentfernung (Skin-Removal) können sogar großflächige Narben kreiert werden.

Motive, die viele filigrane Linien enthalten, müssen sehr achtsam gearbeitet werden, um das Gewebe im richtigen Ausmaß einzuschneiden. Das angestrebte Resultat sind möglichst gleichmäßig auseinanderklaffende Schnittlinien, damit ein ebenmäßiges Narbenbild entstehen kann. Das mag banal klingen, setzt aber ein wenig anatomisches Wissen und technische Versiertheit voraus.

Um dir einen oberflächlichen Eindruck zu vermitteln, möchte ich, dass Du an dir selbst ausprobierst wie dehnbar deine Haut ist. Spanne sie dazu straff zwischen Daumen und Zeigefinger und variiere die Ausrichtung. Du wirst schnell feststellen, dass die Haut in Quer- und Längsrichtung unterschiedlich stark dehnbar ist. Spannst du die Haut hingegen diagonal, ist die Elastizität am geringsten. Diese minimalen Abweichungen müssen durch den Cutter berücksichtigt und mit der individuellen Schnittführung ausgeglichen werden.

Die Schnittführung sowie die gewählte Tiefe bilden den Grundstein für ein gelungenes Motiv. Der viel entscheidendere Teil ist die Wundpflege, um die Narbenbildung während der Heilungsphase positiv zu beeinflussen. Die Pflegeanweisungen des jeweiligen Künstlers müssen daher penibel befolgt werden.

Was ist ein Branding?

Hauptsächlich aus der Pferdezucht bekannt, stellen Brandings eine effiziente, derbe und ungewöhnliche Form der Skarifizierung beim Menschen dar. Es wird zwischen dem gewöhnlichen Heißbrand und dem Kaltbrand unterschieden:

  • Für den Kaltbrand wird das Eisen nicht erhitzt, sondern mittels Flüssigstickstoff auf -80 °C gekühlt. Der Effekt ist ähnlich dem des Heißbrands, jedoch wird das Gewebe nicht so tiefgehend geschädigt. Die Haut erholt sich gut und die Haare wachsen melaninfrei nach. Solche Brandzeichen lassen sich bei Nutztieren leicht an der weißen Fellfärbung erkennen.
  • Ein Heißbrand hat immer eine Verbrennung dritten Grades zur Folge. Das Eisen wird auf viele Hundert Grad Celsius erhitzt und bedingt, dass das kontaktierte Gewebe sofort vaporisiert (verdampft). Die Kunst besteht darin, das Eisen mit gleichmäßigem Druck mit der Haut in Kontakt zu bringen. Dir wird sofort auffallen, dass das bei größeren Designs und je nach Körperstelle technisch unmöglich ist.

Aufgrund des unvorhersehbaren Resultats, wird für professionelle Brandings daher niemals ein Brandstempel verwendet. Stattdessen werden einzelne, kleinere Metallstücke wiederholt erhitzt und im richtigen Ausmaß auf die Haut gepresst. Mit einem Cautery-Pen können ähnliche, wenngleich weniger akzentuierte Effekte erzeugt werden. Das vorgezeichnete Design wird somit stückweise in die Haut eingebrannt. Dieser Prozess dauert wesentlich länger als mit einem Brandstempel, ermöglicht aber eine präzise Handhabung, welche die Darstellung detaillierter Motive zulässt.

Sei dir jedoch dessen bewusst, dass keine der genannten Branding-Methoden mit der Komplexität und Detailverliebtheit eines Cuttings konkurrieren können.

Welche Schmerzen erwarten dich beim Cutting?

Vorab möchte ich dich daran erinnern, dass das Schmerzempfinden individuell unterschiedlich ist und von vielen Faktoren beeinflusst wird. Du kannst deinen Körper bestmöglich auf die Skarifizierung vorbereiten, indem Du zuvor ausreichend schläfst und eine kleine Mahlzeit zu dir nimmst. Das sorgt dafür, dass du aufgrund des erhöhten Stresslevels nicht unterzuckerst und dein Kreislauf stabil bleibt.

Schnitt ist nicht gleich Schnitt. Das weißt Du spätestens nach der ersten blutigen Begegnung beim Gemüseschneiden oder einem Schnitt am Druckerpapier. Manche Schnittverletzungen schmerzen deutlich stärker als andere. Dies hängt mit der geschnittenen Körperstelle zusammen und wird erheblich durch die Schärfe des Gegenstands mitbestimmt. Je schärfer die Klinge ist, umso sauberer wird der Schnitt. Je weniger Irritationen beim Schneiden entstehen, umso geringer werden die Schmerzen ausfallen.

Die Klinge eines Skalpells ist um ein Vielfaches schärfer, als alles an dem Du dich bislang geschnitten hast. Außerdem wird die Klinge maximal 3 Millimeter tief in deine Haut
einschneiden. Viele Menschen vergleichen die Schmerzen eines Cuttings daher mit dem einer Tätowierung.

Schmerz und Risiken beim Branding

Der Schmerz, der dich mit einem Branding erwartet, fällt je nach Größe der verbrannten Stelle stark unterschiedlich aus. Kleinere Verbrennungen, die zum Beispiel mit einem Nagel oder einem dünnen Metallstück erzeugt werden, schmerzen mit einem klaren, stechenden Impuls, welcher längere Zeit intensiv nachhallt.

Du kennst die abgeschwächte Variante dieses Gefühls, falls du dich je eine Sekunde zu lang an der Glut einer Zigarette verbrannt hast. Dieses Gefühl ist unangenehm, aber die meisten Menschen können mit wohldosiertem Verbrennungsschmerz kleinerer Stellen gut umgehen. Weitaus unangenehmer werden die entstehenden Geräusche und der Geruch von verbranntem Fleisch wahrgenommen.

Falls Du mit dem Gedanken spielst, die Prozedur durch einmalige Anwendung eines Brandstempels zu verkürzen, sei erneut davon abgeraten. Großflächige Brandstempel lassen sich nicht gleichmäßig erhitzen und schmerzen unverhältnismäßig stark. Schlimmstenfalls kann ein ungleichmäßig erhitzter Brandstempel kurzzeitig mit deiner Haut verschmelzen, anstatt sie sauber wegzubrennen. Unschöne, extrem schmerzhafte Rissverletzungen und ein ungleichmäßig tiefes Branding sind die Folge.

Skarifizierung in der SM-Szene

Zugegebenermaßen spielt Skarifizierung in der SM-Szene eine untergeordnete Rolle. Um den Sklaven als Besitztum zu kennzeichnen, werden mildere Darstellungsformen (zum Beispiel das Tragen eines Halsbands, Tattoos) bevorzugt. Gelegentlich besteht jedoch der Wunsch nach mehr.

Ungeachtet dessen, ob dieser vom passiven oder aktiven Partner ausgeht, müssen die erforderlichen Sicherheits-, Pflege- und Hygienestandards eingehalten werden. Wenn ihr in diesen Praktiken unerfahren seid, lasst euch am besten vorab in einem professionellen Studio beraten.

Manche Studios sind sogar auf „spezielle Kundschaft“ vorbereitet und bieten eine Skarifikation im Rahmen einer SM-Session an. Dort kannst Du gemeinsam mit deinem Partner einen Termin vereinbaren und zuvor das Wunsch-Szenario mit dem Künstler absprechen. Dies garantiert allen Beteiligten den erhofften Thrill, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen.

Zählst Du dich bereits zu den abgebrühten Veteranen der Szene, wird dich niemand abhalten können, es zuhause selbst auszuprobieren. Davon ist generell abzuraten. Jedoch existieren Spielweisen, die sich noch im Rahmen des Vertretbaren bewegen, wobei das jeder für sich selbst entscheiden muss. Dazu zählen kontrolliert zugefügte Verödungen mit einer Zigarettenglut und das oberflächliche Verbrennen mit einer vorgeheizten Nadel.

Fazit:

Abschließend sei gesagt, dass sich der Besuch eines professionellen Studios lohnt. Das Risiko wird verringert und das Ergebnis wird besser aussehen. Man sollte ohne Vorwissen und Erfahrung nicht selbst Hand anlegen!

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