Eine seltene Praktik, die im BDSM jedoch ihren Platz gefunden hat, ist die Koprophagie. Sie dient als ausgefallenes Instrument und Beweis der totalen Unterwerfung männlicher oder weiblicher Sklaven durch den dominanten Partner.
Koprophagie empfinden die meisten Menschen als zutiefst ekelerregend, was nicht zuletzt an einem von der Natur eingerichteten Schutzmechanismus im Gehirn liegt. Denn neben schweren Krankheiten kann die Koprophagie sogar bis zum Tod führen.
Was ist Koprophagie?
Unter Koprophagie versteht sich das freiwillige oder erzwungene Verzehren von menschlichen Exkrementen. Das kann sowohl der eigene Kot, als auch der einer anderen Person sein. Neben der Koprophagie existiert auch die Koprophilie. Diese steht für die Lust auf Exkremente. In letzterem Fall werden sie jedoch nicht gegessen, sondern Subs reiben sich damit ein oder wälzen sich darin.
Was macht den Reiz dieser Praktik aus?
Für Bottoms ist die Koprophagie die Erbringung des Beweises, dass sie für die Herrschaft absolut alles tun würden. Sie erniedrigen sich selbst oder lassen sich damit demütigen, dass sie ihre eigenen Exkremente, oder die von Herrin oder Herrn, oral aufnehmen und essen. Den Ekel davor überwinden sie und empfinden dabei manchmal sogar einen intensiven Zustand der sexuellen Erregung.
Für die dominanten Liebhaber dieser Spielart geht es nicht allein um diesen starken Beweis der Unterwerfung, sie beobachten ihre Bottoms mit einer Mischung aus Sensationslust, Faszination und Ekel. Zudem haben sie die höchste Form der Demütigung erreicht, wenn Sklaven die Exkremente scheinbar genüsslich verzehren, um sich als gehorsam zu erweisen. Damit halten Herrin oder Herr ihrem Sub vor Augen, welchen Stellenwert er in der existierenden Rangordnung einnimmt.
Welche Varianten gibt es?
Die Koprophagie ist nur selten eine von Anfang an freiwillige Handlung. Meist verlangt die Herrschaft genau diese Verdeutlichung der bedingungslosen Unterwerfung von ihren Bottoms. Dabei beginnt die BDSM-Spielart oftmals schleichend und langsam, und startet in den meisten Fällen zunächst als Koprophilie. Herr oder Herrin entleeren ihren Darm auf dem Körper des liegenden Sklaven, und fordern danach, dass sich diese damit einreiben. Hierbei wird nicht nur der Körper eingerieben, sondern auch das Gesicht.
Bei intensivem Petplay (wahlweise mit Puppy Masken) kann für einen Bottom die Entleerung des eigenen Darms ein Bestandteil der Praktik sein, zum Beispiel wenn die Tops mit ihrem Pet Gassi gehen, damit sie ihr „Geschäft verrichten“. Auch das stellt eine Variante der langsamen Gewöhnung an die Koprophilie, und später die Koprophagie, dar. So wird irgendwann nicht nur die Entleerung des Darms erwartet, sondern auch die Reinigung des Platzes, wo das Exkrement abgelegt wurde. Die Ausführung der Säuberung wird natürlich oral erwartet.
In den meisten Fällen geht der Koprophagie ein Einlauf voraus, der oft als Darmreinigung deklariert wird. Im Rahmen von Klinikspielen ist dies eine häufige Praxis, die zunächst nichts mit Koprophilie oder Koprophagie zu tun hat. Die hier ausgeschiedenen Exkremente jedoch, im BDSM auch Kaviar genannt, sollen nach einem erfolgten Einlauf von den Subs unter den Augen der Herrschaft gegessen werden. Neben dem direkten Verzehr kann auch das Ab- und Auflecken von Kot die Koprophagie ausdrücken.
Welche Gefahren gibt es bei der Koprophagie?
Koprophagie wird im Allgemeinen von Medizinern und Therapeuten als psychische Erkrankung angesehen, da der instinktive Schutzmechanismus im Gehirn offensichtlich nicht mehr funktioniert. So geht die Koprophagie meist mit Krankheitsbildern von Demenz, Schizophrenie oder anderen Zwangsstörungen einher. Doch auch Tumore im Gehirn können den Mechanismus zum Selbstschutz außer Kraft setzen. Sich einer Verhaltenstherapie zu unterziehen ist in solchen Fällen unabdingbar. Einen interessanten Beitrag zu diesem Thema findest du in der Ärztezeitung.
Nun handelt es sich bei der BDSM-Praktik nicht um einen lustvollen und selbst gewollten Verzehr von Exkrementen, sondern um eine Form der Demut. Trotzdem birgt diese Art der Unterwerfung viele Gefahren. Im Kot befinden sich nämlich die sogenannten Darmbakterien, die schwere Erkrankungen hervorrufen können. Das gilt nicht nur, wenn fremder Kot gegessen wird, sondern auch beim fragwürdigen Genuss des eigenen Kaviars. Es gab außerdem bereits Todesfälle, die auf krankhafte Koprophagie zurückzuführen sind.
Daneben besteht zudem die Gefahr, sich mit diversen Geschlechtskrankheiten anzustecken, wenn der Kot des Partners oral aufgenommen wird. Auch wenn der Kot „nur“ abgeleckt wird, können Infektionen hervorgerufen oder eine Infizierung mit Erkrankungen ausgelöst werden. Die Infektions- und Ansteckungsgefahr darf hier nie unterschätzt werden.
Es gibt definitive andere Beweise der Hingebung, als das Spiel oder gar den Verzehr von Exkrementen. Immerhin soll eine BDSM-Session nicht in einer gesundheitlichen Katastrophe enden. Letztlich ist die Koprophagie als ein Anzeichen von Hörigkeit zu verstehen. Auch wenn BDSM im Grunde mit einer Unterart dieser Abhängigkeit einhergeht, ist diese Weise von Hingebung nicht an der Tagesordnung und sollte gegebenenfalls zwischen den Partnern hinterfragt und diskutiert werden.
Wie bei jeder Praktik basiert auch die Koprophagie auf gegenseitigem Einvernehmen. Fühlt sich ein Teil der Partner beim Gedanken daran, Exkremente zu essen oder mit ihnen zu spielen, nicht wohl, sollte die Idee verworfen werden. Besteht der andere Partner trotzdem auf diese Spielart, passen solche Paare eher nicht zusammen. Denn auch Beziehungen zwischen dominanten und devoten Partnern haben ihre Grenzen. Diese sollten spätestens dann gesetzt werden, wenn Ekel oder gesundheitliche Gefährdung ernste Folgen haben können.